Geschichte Containerdorf

11 Jahre Mudiro – Die Geschichte unseres Containerdorfs in Andara

Wenn wir heute durch unser Containerdorf in Andara gehen, unter den großen Bäumen im Schatten stehenbleiben und den Stimmen der Menschen lauschen, die hier wohnen oder zu Gast sind, dann wird spürbar: Dieser Ort ist weit mehr als nur Stahl und Metall. Er ist ein Stück Erinnerung, ein Symbol der Hoffnung und vor allem ein Zuhause. Die Idee entstand 2016. Wir wollten für unsere Helfer endlich einen festen Platz schaffen, nicht mehr verteilt auf kleine, verstreute Unterkünfte, sondern vereint an einem Ort. Nah am Spital, praktisch, aber vor allem ein Ort der Geborgenheit, an dem Gemeinschaft wachsen kann.

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In Walvis Bay kauften wir alte Schiffscontainer, riesige Metallriesen, die schon um die halbe Welt gereist waren. Schritt für Schritt wurden sie restauriert, verstärkt, umgebaut. Doch der Weg war voller Stolpersteine: Beim Montieren der Dächer stellte sich heraus, dass sie um 50 cm zu kurz geplant waren. Ein Rückschlag, der uns fast ausbremste, aber wir gaben nicht auf. Mit Mut, Improvisation und Zusammenhalt fanden wir Lösungen und machten weiter. Der Transport nach Andara war ein Abenteuer für sich. Über holprige Pisten, endlose Schotterwege und durch abgelegene Landschaften rollten die schweren Sattelschlepper ins Kavango-Gebiet. Ein Lastwagen mit Seitenkran hob die Container vorsichtig auf jenes Stück Land, das uns die katholische Kirche großzügig überlassen hatte. Im Oktober und November 2016 fanden die ersten Container ihren Platz und Stück für Stück begann zu wachsen, was wir heute voller Stolz „unser Containerdorf“ nennen. Doch Mauern und Dächer allein machen noch kein Zuhause. Dafür brauchte es Herz und genau das brachte unser Architekt aus Windhoek mit. Von Anfang an war er Feuer und Flamme, voller Energie und Ideen. Immer wieder flog er mit seinem kleinen Privatflugzeug von Windhoek nach Bagani, um uns Dinge zu bringen, die in keinem Bauplan stehen: Kissen, Duvets, Küchenutensilien, liebevolle Details, die kaltes Metall in ein warmes Zuhause verwandelten. Sein Engagement war einzigartig und so traf uns sein Tod im Jahr 2022 sehr, als er mit nur 63 Jahren nach schwerer Krankheit verstarb. Jeder Container trägt bis heute seine Handschrift. Sein Geist lebt hier weiter.

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Im Januar 2017 zogen die ersten Gäste ein: Dr. Matthias Hoffmann und Dr. Nico Weber. Wenige Wochen später folgte das erste große Fieldteam – Ruedi Bärfuss, Martin Weber, Kathy Reinhold, Thomas Hermann, Oskar Illi mit seiner Frau, Bea Rudolph, Stefanie Heiniger, Thomas Zürcher und Serge Tettamanti. Sie waren die Ersten, die diesem Ort Leben einhauchten. Zum ersten Mal hatten unsere Helfer einen gemeinsamen Platz, an den sie abends zurückkehrten, wo gekocht, gelacht, erzählt und neue Kraft geschöpft wurde. Das Dorf, geboren aus rostigen Containern, begann zu atmen.

Das Containerdorf besteht aus vier Einheiten: drei Container mit je zwei Schlafräumen, sechs Zimmer insgesamt sowie ein vierter Container mit gemeinschaftlicher Sanitäranlage. Einfach, robust und doch voller Leben. Ermöglicht wurde dieses Projekt auch durch die großzügige Unterstützung von Spirig HealthCare in Egerkingen, die von Anfang an an uns geglaubt und den Bau mitgetragen hat.

Heute, viele Jahre später, ist das Containerdorf das Herzstück unserer Arbeit in Andara. Es verkörpert, wofür Mudiro steht: mit wenig Großes schaffen, mutig improvisieren, anpacken und Orte entstehen lassen, an denen Menschen sich willkommen fühlen. Wer hier ankommt, spürt sofort: Dieses Dorf wurde mit Herz gebaut. Und es erzählt die Geschichte all jener, die den Mut hatten, als Erste hier einzuziehen.

— Mudiro