Erfahrungsbericht Pierre Jordaan

Erfahrungsbericht Dr. Pierre Jordaan, Kardiologie / mudiro Chefarzt a.d.

Ein paar Zeilen aus Andara, von Pierre Jordaan

Mein Aufenthalt in Andara war auch diesmal wieder eine tiefgehende Erfahrung. So vertraut mir das Umfeld inzwischen ist, so sehr überrascht es mich immer wieder mit seiner Intensität, seiner Lebendigkeit, seinen Herausforderungen. Es ist ein Ort, der einen nicht unberührt lässt. Besonders eindrücklich war für mich der Einsatz mit der mobilen Klinik.

Eigentlich rechneten wir, wie so oft, mit 15 bis 20 Patienten. Einige würden sicher später zu Fuß dazustoßen. Doch schon bei unserer Ankunft warteten rund 40 Menschen auf uns. Die örtliche Schwester war völlig überfordert, die Situation angespannt. Während Herman rasch ein Zelt für Martina – unsere engagierte Physiotherapeutin – und ihre Patienten aufbaute, machte ich mich mit dem Equipment vertraut. Barbara blieb ruhig und begann, mit klarem Blick eine Priorisierung unter den Wartenden vorzunehmen. Schon nach kurzer Zeit war klar: Wir brauchen mehr Medikamente. Zum Glück reagierte das Krankenhaus in Nyangana schnell und lieferte nach.

Während draußen immer mehr Menschen eintrafen, arbeiteten wir drinnen ohne Unterbrechung. Barbara testete das Sehvermögen älterer Patienten nach offiziellen Richtlinien und verteilte Lesebrillen. Ich arbeitete zusammen mit einem Krankenpfleger, der nicht nur übersetzte, sondern auch tatkräftig bei der Medikamentenausgabe half. Trotz der Hitze, des Zeitdrucks und einer kurzen Pause für ein paar Schlücke Wasser und etwas Salat, behandelten wir bis zur letzten Minute. Leider konnten wir nicht alle versorgen. Aber Barbara versprach, in einer Woche zurückzukehren. Gerade in solchen Momenten wird spürbar, was Mudiro möglich macht. Ohne unser Team hätte an diesem Tag und – wahrscheinlich auch in den Tagen danach – niemand medizinische Hilfe bekommen.

Ich bin besonders dankbar für die großartige Zusammenarbeit mit Martina, die sich mit vollem Einsatz und einem feinen Gespür um ihre Patientinnen und Patienten kümmerte. Unterstützt wurde sie von Diyewe, ihrem unverzichtbaren Physio-Assistenten, der über die Jahre spürbare Fortschritte gemacht hat. Trotz Sprachbarrieren erreichte sie jeden auf ihre eigene, ruhige und zugewandte Art. Ebenso bereichernd war die Arbeit mit Joya, einer Krankenpflegerin mit einem Lächeln, das Kinder sofort für sich gewann.

Und natürlich wäre kein Aufenthalt komplett ohne das verlässliche Team rund um Herman, Innocentia und Barbara, die unermüdlichen Kämpfer mit einer klaren Vision.

Viel zu schnell hieß es Abschied nehmen. Aber, um es wie Rambo zu sagen, „I’ll be back.“

Ich freue mich schon jetzt auf die nächste Gelegenheit, wieder mit diesem wunderbaren Team Seite an Seite für die Menschen vor Ort da zu sein. Und auf die Erinnerung daran, wie kostbar und gleichzeitig zerbrechlich unser privilegierter Alltag ist.

— Dr. Pierre Jordaan, Kardiologie / Chefarzt Mudiro a.D.