Erfahrungsbericht Micha Hindermann

Erfahrungsbericht Micha Hindermann

Vier Wochen in Namibia – Mein Einsatz als Volunteer bei Mudiro

Alles beginnt am 12. August 2024. Kathrin (eine Freundin von mir) erzählt mir davon, dass ihr Cousin Levin vor einiger Zeit für Mudiro in Namibia mitgeholfen habe, einen Kindergarten aufzubauen. Ich möchte mehr über die Organisation und deren Gründerin erfahren und lese mich online durch. Noch am selben Abend schreibe ich Barbara Müller (ich hatte mittlerweile ihre Nummer über Levin erhalten) über WhatsApp eine Nachricht.

Woche Eins

5 Monate danach lande ich am 21. Januar 2025 um 08.15 Uhr am Flughafen Hosea Kutaku – International in Namibia. Herman wartet bereits in der Ankunftshalle auf mich. Uns stehen nun knapp 850km von Windhoek über Grootfontein und Rundu bis nach Andara bevor. Zeit genug also, um uns besser kennenzulernen und vieles über Herman und sein Land zu erfahren.

Nach 9 Stunden, etlichen Gesprächen, stündlich ändernden Landschaften und zwei Gewittern, kommen wir endlich im Basecamp in Andara an. Ich werde von Barbara und zwei schweizer Ärzten (Ursina und Christoph) herzlich willkommen geheissen. Nach einem gemeinsamen Nachtessen lege ich mich in meinem Container aufs Ohr. Er wird die nächsten 4 Wochen mein neuer Schlafplatz sein.

In den verbleibenden drei Tagen dieser Woche lerne ich die Umgebung kennen, schaue unseren beiden Ärzten im Andara Hospital über die Schultern und besuche mit Barbara einige Kindergärten, die Mudiro gebaut hat. Die meiste Zeit verbringe ich aber mit Herman, denn es gibt vieles hinter den Kulissen zu erledigen. Auch in unserer Freizeit sind wir oft zusammen unterwegs.

Am Wochenende wird nicht gearbeitet und so verbringe ich dieses gemeinsam mit Ursina und Christoph auf der Mahangu Lodge am Okavango River. Nebst einer Bootsfahrt mit Frühstück steht auch ein Game Drive auf unserem Programm. Das Highlight ist definitiv die kleine Löwenfamilie, welche wir vor die Linse bekommen. Nur wenige Meter von unserem Fahrzeug entfernt, gehen Mama Löwe und ihre drei Jungs gemeinsam auf die Jagd. Wir können diese live mitverfolgen und erleben, wie die Impalas nur ganz knapp und mit grossem Schrecken dem Tod von der Schippe springen.

Woche Zwei

In den kommenden Tagen stehen dann wieder diverse handwerkliche Arbeiten auf meiner To Do Liste. Der neue Mudiro Wegweiser muss hergestellt werden und unsere sieben gefiederten Freunde (3 Gänse und 4 Enten) benötigen ein neues Nachtlager.
Am Dienstagnachmittag beladen wir dann die Mobil Clinic und bereiten alles vor für die kommenden drei Tage im Busch. Die Reise führt uns am Mittwochmorgen von Andara nach Kandjara. Wir legen zuerst 75 Kilometer auf der Gravel Road zurück und prüfen nochmals, ob wir denn auch den richtigen Reifendruck haben. Denn nun folgen 20 Kilometer Sandstrasse, auf der wir permanent in Bewegung bleiben müssen und auf keinen Fall anhalten dürfen. Die Fahrt verläuft gut und wir kommen ohne Zwischenfälle in Kandjara an. Herman und ich bauen das Camp auf und Barbara und Ursina treffen in dieser Zeit die letzten Vorbereitungsarbeiten, um mit den Untersuchungen beginnen zu können. Die Frauen dieser Community werden in den folgenden Tagen auf Gebärmutterhalskrebse oder entsprechende erste Anzeichen getestet. Mudiro ist die erste Organisation im ganzen Land, die solche Tests durchführt.
Am Freitagmittag treten wir dann die Rückreise nach Andara an. Im Camp angekommen wird alles ausgeladen, gereinigt und verstaut. Caramel 🐱 scheint froh zu sein, dass wir wieder da sind. Wir verbringen Ursinas letzten Abend zu dritt (Ursina, Herman und ich) bei Spaghetti Bolognese und einer Flasche Rotwein.
Am Samstag bringen wir dann Ursina zum Katima Mulilo National Airport. Sie verlässt uns in Richtung Windhoek und wird die nächsten zwei Wochen Namibia bereisen. Herman und ich kehren zurück und verbringen den Rest des Wochenendes gemeinsam in Andara.

Woche Drei

Am Montagmorgen um 04.00 Uhr trifft Barbara mit unserem neuen Gast Sonja im Camp ein. Sonja hat eine 13-stündige Busfahrt von Windhoek nach Divundu hinter sich. Dort wurde sie von Barbara abgeholt. Sonja ist Fotografin und kommt aus Deutschland.

Am Nachmittag stehen dann Filmaufnahmen auf dem Programm. Kinder und Jugendliche, die aufgrund von Spendengeldern die Schule in Andara besuchen können und vor Ort übernachten, danken dies ihren «Patinnen und Paten» mit einem Dankesvideo.
Dienstag bis Donnerstag steht dann die Umgestaltung eines Kindergartens in Kambimba auf dem Programm. Dieser wird Innen und Aussen bemalt und wir messen das Glas für die Fenster aus.
Am Freitagmorgen stellen wir aus nicht mehr benötigten Pallet-Rahmen Tische für den Kindergarten her. So haben die Kleinen auch bald eine Malunterlage.
Mittags geht es dann nach Kavitji um mit der Community zu reden. Es geht um ihre Wasserversorgung. Die Regierung hat zwar vor Jahren ein Bohrloch (56m tief) gebohrt, um Trinkwasser zu fördern, jedoch wird die Pumpe durch enen Dieselmotor betrieben. Die Bewohner müssen sich also teuren Diesel kaufen, um Trinkwasser zu erhalten… Das Geld dafür fehlt. Mudiro will helfen und die Pumpe zukünftig durch Solarstrom betreiben.
Das Wochenende verbringen Sonja und ich dann auf zwei verschiedenen Lodges am Okavango River. Freitag auf Samstag auf der White Sands Lodge und Samstag auf Sonntag auf der Shametu Lodge. Am Samstag steht zudem eine lange Flussfahrt an.

Woche Vier

Am Montag und Dienstag geht’s nochmals nach Kambimbi. Die letzten Malerarbeiten mit und ohne Kinder stehen an. Auch die Glasscheiben wurden mittlerweile zugeschnitten und können montiert werden. Eine Arbeit, die weder Herman noch ich besonders mögen. 😉

Mittwoch ist Abreisetag und somit verbringen wir den Tag damit, Arbeiten im Camp zu erledigen. Abends ist es dann so weit: Nach 23 Tagen in Andara ist es Zeit für mich, weiterzuziehen. In Divundu steige ich in den Bus, der mich über Nacht nach Windhoek bringen wird.

@Barbara: Danke für Alles! Ich bewundere dich so sehr: Was du hier aufgebaut hast und wie du den Menschen hilfst, woher du die Energie nimmst, in Situationen, in welchen alle anderen längst hingeschmissen hätten, beeindruckt mich zutiefst. Danke für deine Freundschaft und für die vielen Impressionen, ich werde sie stets in meinem Herzen behalten.❤️
@Herman: Vielen Dank für die gemeinsamen Stunden bei der Arbeit und privat. Danke für den ständigen Unterricht über die Pflanzen- und Tierwelt des Landes, das du so sehr liebst. Danke für die langen Autofahrten, auf denen es oftmals nicht viel mehr brauchte als gute Musik. Wir werden uns wieder sehen mein Freund. ❤️
Nach 14 Stunden, 5 Zwischenstopps und 950 Kilometern bin ich endlich in Windhoek angekommen. Ich checke in mein Hotel ein und mache mich danach auf den Weg, die Stadt zu erkunden. Am nächsten Tag fahre ich mit meinem Mietwagen nach Swakopmund und verbringe dort drei wunderschöne Tage als Abschluss meiner Namibia Reise.

Sonntags geht es dann zurück zum Hosea Kutako – International Airport. Nun bin ich wieder da, wo ich vor 27 Tagen gelandet bin, und warte auf das Boarding.

Abschied nehmen ist schwer… Was ich hier in den letzten vier Wochen erleben durfte und welch wunderbare Menschen ich getroffen habe… Mir fehlen im Moment die richtigen Worte dafür. Ich verlasse dieses wunderschöne Land mit Tränen in meinen Augen und einem Lächeln auf meinen Lippen. Danke Namibia, du hast jetzt einen Platz in meinem Herzen ❤️

— Micha Hindermann