Erfahrungsbericht Hildegard Bucher

Erfahrungsbericht Physiotherapie – Einsatz im März und April 2023

Zum wiederholten Male reise ich zum «mudiro-Einsatz» nach Andara im Kavango Ost! Dieses Mal kam ich von den Viktoriafällen via Zimbabwe und Botswana nach Namibia zur Caprivi Region!

Pierre, Kardiologe und Rene, Physiotherapeut, holten mich sonntags von Katima Mulilo ab! Das war ein schöner Empfang, ganz im Sinne eines erholsamen Sonntagnachmittags!

Pierre hatte ich bereits in meinem letzten mudiro Einsatz als sehr netten und hilfsbereiten Teamarzt kennengelernt. Mein neuer und durchaus eifriger Berufskollege Rene hatte bereits einige Wochen Erwachsene und einige Kleinkinder behandelt.

Er war in den Hospitälern Andara und Nyangana im physio-office, sowie auf den Abteilungen der verschiedenen Stationen, wie auch auf einer Aussenstation Biro beschäftigt! Mit meiner Ankunft wurden Mütter mit ihren Kindern von nah und fern informiert, dass nun auch die Kinderphysiotherapeutin im Hospital sei!

Während der 300 km nach Andara auf dem «kavango-east-highway» gab es bereits viel zu erzählen und zu sehen. Neben der Strasse auf dem Grasstreifen drehte sich ein Elefant zu uns um!

Kaum im Containerdorf Andara angekommen herrschte schon reges Treiben! Ich wurde sehr freundlich von Barbara begrüsst und gleich auch einquartiert. Schnell war das Moskitonetz über dem Bett installiert und für erholsame Nächte war gesorgt! Neu für mich war, dass Liezl nun im Team mitarbeitet. Sie regelte die Arbeitseinsätze vor Ort und half mit, Physiotermine zu vergeben!

Am Containertisch wurde gemeinsam besprochen, geplant und anderntags ging es bereits im mudiro-T-shirt an die Arbeit ins Andara Hospital!
Viele bekannte Gesichter wurden begrüsst und das Wiedersehen war nicht nur im Andara Hospital, auch in Nyangana Hospital sehr schön!

Morgens ging es dann mit Rene auf die verschiedenen Stationen und in den eingerichteten Physiotherapieraum, der sich auf der Männerabteilung des Spitals befindet. Nachmittags stellte er mir die Kleinkinder und Babies mit den Müttern von den Stationen und der Ambulanz vor.

Rene war froh, die kinderphysiotherapeutischen Behandlungen an mich abzugeben! Die Instruktion der Mütter mit dem handling und der Lagerung schwerst mehrfach behinderter Kinder bleibt schwierig, da geeignete Hilfsmittel zuhause und im Hospital fehlen! Es gibt einfache Tragerucksäcke mit Schultertragriemen, die den Müttern kleiner Kinder das Tragen erleichtern!

Während dieses Einsatzes habe ich im Hospital Andara mit Dyeve und im Hospital Nyangana mit Arnold zusammengearbeitet!
Sie übersetzten und gaben Physioanweisungen an die Mutter weiter, führten einfache Behandlungen durch und gaben Nachfolgetermine ab!

Unsere Zusammenarbeit gestaltete sich im Andara Hospital so, dass Dyeve mir die Klienten mit ihren motorischen Problemen vorstellte und wir eine Erstbehandlung oder Nachbehandlung durchführten!

Vormittags behandelten wir stationäre Patienten mit neurologischer, pädiatrischer und posttraumatischer Diagnose! Nachmittags wiederholten wir mit einer zweiten Lektion auf der Station und in der Ambulanz Patienten mit Rückenproblemen, sportverletzte Soccerspieler und Patienten, die nachmittags eintrafen und von der ärztlichen Ambulanz zur Physio geschickt wurden!

Im Physioraum schauten sich die Patienten ganz neugierig die Übungen mit Fotos an! Beim Durchführen der Übung wurde das Gesehene gar nicht umgesetzt. Dazu waren mehrere Wiederholungen mit Anleitung und Korrektur nötig!

Die Physiobesucher/innen waren gar nicht geübt im Abschauen und nachmachen!

Im Laufe des letzten Jahres haben die meisten Mütter und die jungen Menschen ihr Mobiltelefon stets dabei, vor allem für ihre Telefonkontakte! Ein Physio-App mit Übungen würde ich nur unter Anleitung empfehlen!

In meinen Arbeitswochen hatten wir im Andara-Hospital häufig auch kein Internet zur Verfügung!
Zuhause haben die «Physiobesucher» keinen elektronischen Kabel- und keinen Wasseranschluss! So orientiert sich der Tagesablauf am Tageslicht! Geht die Sonne unter, ist es auch auf den Wegen und Strassen dunkel!

Zuhause wohnen sie in ihren Hütten, umgeben vom Sandboden! Da fährt es sich schwer auf kleinen Rädern!
Auf Hospital Betonboden konnten wir rollen und Rollstuhlschritte machen!

Schnell verging das gemeinsame Beisammensein im Containerdorf!

~ Hildegard Bucher, Physiotherapie