Erfahrungsbericht Gesundes Afrika
Erfahrungsbericht: Norma klett für gesundes Afrika
Andara, namibia, januar 2024
„Moro moro“ tönt es überall – die übliche Begrüßung in Andara. Wir besichtigen gerade das Andara Catholic Hospital und bekommen die Räumlichkeiten gezeigt. Wir, das ist ein Team vom deutschen Verein „Gesundes Afrika e.V.“. Marcus, der geschäftsführende Vorstand des Vereins, Oliver, ein Gynäkologe aus Hamburg, Hermann vom Deutschen Krebsforschungsinstitut und ich, Norma, die mithilft, das Projekt aufzusetzen. Wir wollen versuchen, die Gebärmutterhalskrebs-Vorsorge im ländlichen Namibia (hier in Andara) aufzubauen.
Hier sterben besonders viele junge Frauen an Gebärmutterhalskrebs. Dabei ist eine Vorsorge so einfach. Ein Test auf das humane Papilloma-Virus (HPV) durch Abstrich aus der Vagina reicht schon und wenn dieser negativ ist, dann muss die Frau die nächsten fünf Jahre nicht zur Vorsorge. Falls der Test positiv ist, muss ein weiterer unkomplizierter Test gemacht werden und eventuell findet ein kleiner Eingriff statt.
Dieser erste Besuch von uns dauert nur eine Woche und dient dazu, die Bereitschaft zur Vorsorge der Frauen in den umliegenden Dörfern festzustellen, die Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit dem Hospital und mit Mudiro auszuloten und erste Schulungen zum Thema beim medizinischen Personal durchzuführen.
Nach der Ankunft am kleinen Flugplatz von Rundu werden wir herzlich empfangen von Barbara von Mudiro und ihrem Mitarbeiter Herman. Beide bringen uns und unser winziges Gepäck nach Andara ins Container-Dorf, das Barbara vor einigen Jahren aufgestellt hat. Toll, was sie da aufgebaut hat. Dort ist es recht komfortabel. Jeder bekommt ein kleines Zimmer im Container mit Bett und Ablagefläche. Auch sind gute Toiletten und Duschen vorhanden. Die vier Container stehen im Carré, sodass in der Mitte ein kleiner Gemeinschaftsraum entstanden ist. Alles ist sehr sauber. Dafür sorgt die gute Fee Innocentia. Wir fühlen uns direkt gut aufgehoben.
Nach dem Auspacken der Reagenzien und Geräte, die wir mitgebracht haben bzw. haben schicken lassen, geht es am nächsten Tag in den Busch. Die Wege (Straßen kann man sie nicht nennen) sind schwer befahrbare Sandstraßen mit tiefen Fahrrillen. Auf dem Weg in das erste Dorf Shaditunda, bleiben wir mit dem Truck, der als „Mobile Clinc“ dient in einem Schlammloch stecken. Nichts geht mehr…. Es ist Regenzeit und da kann das leicht passieren. Aber die Mobile Clinic hat eine starke Seilwinde aussen montiert und Barbara findet gleich einen Baum, an dem wir die Winde befestigen können. Geschafft!!! Wir können weiterfahren und erreichen kurz darauf das Dorf. Auf dem Platz vor dem Schulhaus bauen wir unsere Zelte auf und es fängt an zu regnen. In einer Regenpause gräbt uns Herman ein Loch für den Grill und es Fleisch, Salat und Brot zu essen. Olli liest uns noch eine Geschichte am Lagerfeuer vor und dann gehen wir schlafen.
Nachdem ich mich mit den fehlenden Waschmöglichkeiten und fehlenden Toiletten abgefunden habe, schlafe ich trotz nächtlichem Gewitter und starkem Wind hervorragend.
Gegen 7 Uhr trudeln so langsam die ersten Schulkinder ein. Bevor der Unterricht beginnt, singt Miss Mango, die Lehrerin, noch einige Lieder mit ihnen.
Während Oliver und Hermann (der deutsche Hermann) die ersten Frauen untersuchen, bauen alle anderen die Zelte wieder ab und packen die Sachen zur Weiterfahrt. Nachdem am Nachmittag die letzte Frau den Heimweg angetreten hat, geht es weiter ins nächste Dorf, nach Shamaturu.
Das Gewitter in der Nacht hat allerdings einige Bäume abknicken lassen und entwurzelt. Die liegen jetzt quer über dem Fahrweg. Aber – Herman (der namibische Alleskönner) hat eine kleine Akku-Kreissäge dabei und zersägt die Störenfriede, sodass wir anderen sie wegschaffen können.
In Shamaturu angekommen behandeln Hermann (der deutsche) und Oliver 18 Frauen. Leider müssen sie einer Hochschwangeren sagen, dass das Baby in ihrem Bauch nicht mehr lebt. Sie wusste es nicht. Bei einer weiteren Schwangeren sind die Herztöne des Ungeborenen sehr schwach. Ohne weitere Behandlung würden die Mütter und das noch lebende Baby sterben. Es wird beratschlagt, was wir tun können. Wir haben ja keine weiteren Sitzplätze in unseren Autos. Und wir müssen schnell aufbrechen. In der Dunkelheit können wir nicht weiterfahren. Aber wir beeilen uns und nehmen beide auf dem Boden der Klinik mit nach Andara ins Hospital. Dort können sie weiter behandelt werden.
Nach der Ankunft im Hospital wird bei der einen Frau die Totgeburt eingeleitet. Traurig. Die Herztöne des anderen Babys werden beobachtet, sodass man sofort eingreifen kann, wenn sich etwas verschlechtert.
Am nächsten Tag schulen wir das Personal vom Andara Catholic Hospital. Ärzte und Schwestern kommen zahlreich. Ob alle wohl verstehen, was wir vermitteln wollen?
Nach wenigen Tagen ist der Aufenthalt im Busch von Namibia bzw. in Andara wieder zu Ende und es geht zurück nach Windhoek. Auf der Rückfahrt besprechen wir schon, wie wir mit dem Projekt, die Gebärmutterhalskrebsvorsorge zu etablieren weiter vorgehen werden.
Es war ein erlebnisreicher und für mich sehr spannender Aufenthalt in Namibia. Danke, Barbara, für deine Unterstützung. Ich werde dich und den Busch nie vergessen. Ich hoffe, wir sehen uns irgendwann wieder.
-Norma Klett