Erfahrungsbericht Franziska Maurer
Erfahrungsbericht Franziska Maurer
Cervical Cancer Screening: Endlich auch im Kavango Ost Wir freuen uns für die Frauen, die dort leben!
Keine andere Krebserkrankung kann durch eine Vorsorgeuntersuchung so effektiv verhindert werden wie der Gebärmutterhalskrebs. Durch die Einführung des zytologischen Zervix – Screenings (PAP-Abstrich) und der anschliessenden Therapie der dabei gefundenen Zellveränderungen, konnte das Auftreten, die Erkrankungs- und Sterblichkeitsrate des Gebärmutterhalskrebses stark reduziert werden. In der CH wurde der PAP-Abstrich in den späten 1960er Jahren durch Gynäkologen und Hausärzte eingeführt.
Was also für uns Frauen in den Industrieländern seit vielen Jahren zum «Alltag» gehört, ist im Kavango-Gebiet noch nicht etabliert. Obwohl die Wichtigkeit dieser Untersuchung seit über 50 Jahren bekannt und wissenschaftlich belegt ist, hat man den organisatorischen und finanziellen Aufwand für diese Abklärungen in vielen Entwicklungsländern (v.a. bei schwer zugänglichen Dörfern) lange gescheut.
Da die Wissenschaft auf dem Gebiet des Gebärmutterhalskrebses grosse Fortschritte gemacht hat, ist es heutzutage möglich, Frauen mit einem hohen Risiko für diese Krankheit, relativ einfach herauszufiltern.
Es ist bekannt, dass die meisten Gebärmutterhalskarzinome mit einer Infektion durch HPV (human papilloma virus) einhergehen. Die Diagnostik derselben braucht nicht eine ausgebildete Pathologin, wie der PAP-Abstrich, sondern ein zertifiziertes, validiertes HPV Test Gerät, welches vor Ort die Resultate liefert.
Somit kann der getesteten Frau das Resultat, inklusive das weitere Procedere, direkt vor Ort mitgeteilt werden.
Dank mehreren grosszügigen Spenden aus Stiftungen ist es uns nun möglich, mit unserer mobilen Clinic das Cervical Cancer Screening durchzuführen.
Nun während meinem Aufenthalt in der Kavango Ost Region im April dieses Jahres war es so weit. Nach äusserst sorgfältiger Vorbereitung durch das ganze Mudiro Team um Barbara Müller sind wir in der 2. Aprilwoche gestartet.
Vorbereitung heisst ja nicht nur ein Zelt und Wäsche zum Wechseln einzupacken, Nein, schon das Packen der mobile Clinic war eine Herausforderung und ist ganz entscheidend über das Gelingen der «Mission».
Für mich als verwöhnte Diva aus Solothurn, erfordert das Arbeiten im Bush jedes Mal mentale Vorbereitung. Am meisten fordert mich das Thema Toiletten (!). Wir sind jeweils in der Nähe von Schulen stationiert und dürfen deren Toiletten gebrauchen. Hier darf man sich ein Häuschen ohne Wasser und ohne Strom vorstellen. Die grossen Spinnen und all das andere Krabbelgetier, das dort in den Kabinen wohnt, sieht man nur bei offener Tür 🙂
Aber wie entschädigt werden wir durch die strahlenden, glücklichen Frauen, die es schätzen, dass man ihnen die Krebsvorsorge ermöglicht.
Ihre Dankbarkeit zu sehen, wenn wir ihnen am Schluss der Untersuchung noch 3 Hygienebinden schenken, lässt mich nachdenklich werden, wenn ich an die europäischen Themen denke.
Ein interessantes Erlebnis war auch das Screenen der Mitarbeiterinnen der Hakusembe Gondwana Lodge in Rundu. Anlässlich unseres Wochenendbesuches kamen Barbara Mueller und ich mit den jungen Damen ins Gespräch. Nach unseren interessanten Schilderungen wollten sie diese Untersuchung unbedingt auch haben!
Zu unserer grossen Freude konnten sie ihren Manager von der Wichtigkeit überzeugen, der prompt einwilligte und die Frauen während der Arbeitszeit für die Untersuchung freistellte.
Wenn ich mir die Erlebnisse der 3 Wochen in Namibia Revue passieren lasse, stehen Demut und Dankbarkeit ganz stark im Fokus.
Ich werde weitermachen!
Wenn sich eine Gynäkologin oder ein Gynäkologe von diesem Projekt angesprochen fühlt und mich bei dieser Arbeit unterstützen möchte: Bitte melden Sie sich bei Barbara Mueller; info@mudiro.com
Herzlich
Eure Franziska
Dr.med. Franziska Maurer
Spezialärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, FMH