Erfahrungsbericht Claudia Diggelmann

Wie unbeschreiblich friedlich! Erster Morgen im Norden von Namibia:
Ich sitze auf einer Terrasse unmittelbar am Okavango und der Tag erwacht. Am gegenüberliegenden Ufer ziehen die Büffel langsam vorbei, die Hippos rufen und die Sonne beginnt zu wärmen. So kann man sich entspannen und sich auf die kommende Arbeit einstimmen… Schöner kann ein Arbeitsaufenthalt nicht beginnen…

Zusammen mit Veronica, der Kinderärztin aus Zürich, inspizieren wir das Wunderauto, stellen das Material für einen mehrtägigen Ausflug in den Busch, zusammen und richten die Schränke der Mobile Clinic möglichst übersichtlich ein. Es folgt eine Woche in Nyangana Hospital mit spannenden Diskursen und immer wieder Planung für die erste Fahrt in den Busch. Was erwartet uns? Wieviel und welche Medikamente benötigen wir? Wie viele Tabletten, Injektionen, Verbandsmaterial, Impfungen…?

Wir haben noch ein Wochenende zum Einrichten der Clinic. Die Nervosität bei allen ist hoch. Haben wir genügend Wasser? Lebensmittel? Zelte?
Mit dem Sonnenaufgang brechen wir dann endlich in den Busch auf. Zum Glück ist der erste Teil der Piste von Herrmann mit seiner Crew gut vorbereitet worden. So gelangen wir ohne grosse Schwierigkeiten nach Shaditunda. Dort müssen wir unsere Medizinkisten ins Auto umpacken, da die Piste bis Shamunaro noch nicht Mobile Clinic tauglich gemacht wurde. Beim Schulhaus werden wir bereits von einer Gruppe Patienten empfangen. Ein Schulzimmer wird zur Arztpraxis umfunktioniert und umgerüstet. Veronika, die Kinderärztin und ich, Allgemein Medizinerin, sehen den ganzen Tag einen Patienten nach dem anderen.

Ein grosses Lagerfeuer, Braaibroodjies und Würste schliessen den ereignisreichen Tag ruhig ab und wir fallen todmüde in unsere Zelte.
Am nächsten Morgen fahren wir nach Shaditunda zurück. Auch dort erwarten uns bereits viele PatientInnen.

Nun können die Patienten wieder in Ruhe auf der Liege in der Mobile Clinic untersucht werden. Die Arbeit wird dadurch unglaublich viel angenehmer und seriöser.

Mein Übersetzer hat zuerst nicht verstanden, warum er bei jedem Patienten den Blutdruck messen muss, sie kämen doch mit ganz anderen Problemen. Ich klärte ihn über den präventiven Wert der Messungen auf, worauf er sehr begeistert alle Blutdrucke festgehalten hat. Wir konnten den Patienten mit hohem Blutdruck Blutdruckmessgeräte aus Barbaras Spendenfundus mitgeben und haben sie instruiert, bei der nächsten Visite der Mobile Clinic die Blutdruckwerte zu erwähnen. Für die Prävention wäre es schön zukünftig auch die Blutzuckerwerte messen zu können.

Bei Einbruch der Dunkelheit müssen wir leider abbrechen und die noch Wartenden auf den nächsten Tag vertrösten.

Dritte Station der Clinic war Shamaturu. Die PatientInnen kommen zum Teil von sehr weit her um von uns untersucht und behandelt zu werden. Die Probleme der Patienten und Patientinnen waren den Problemen in einer schweizerischen Hausarztpraxis sehr ähnlich. Bauchschmerzen, Verstopfungen, Kopfschmerzen und hoher Blutdruck. Jedoch war es sehr berührend, wie dankbar die Patienten um die direkte und schnelle Hilfe waren. Die Mobile Clinic ist eine grosse Bereicherung für die Dörfer am Okavango und hat sich soweit sehr bewährt.

Ein grosses Dankeschön gehört Barbara für die Organisation und Herman für die logistische Arbeit, ohne die dieses Experiment nicht hätte gestartet werden können.

~ Dr. Claudia Diggelmann, Allgemein Innere Medizin