Erfahrungsbericht Céline & Familie

„Da will ich auch hin und helfen!“,

himmelte ich auf unserer ersten Namibia Reise meinen Mann an, nachdem uns Barbara von ihrem bewundernswerten Projektenerzählte. Es sollte kein Zufall bleiben, dass wir uns in Caprivi begegneten…

Mit dem Motto „Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt“ gaben wir vor zwei Monaten den Schlüssel unserer Wohnung ab, packten die Koffer und nahmen unsere 3 Kiddies an die Hand – open end in die weite Welt hinaus, von Hilfsprojekt zu Hilfsprojekt. Mehrere Wochen waren wir Volontäre bei „human dreams“, einer tiertherapeutisch gestützten Tagesstätte für vollpflegebedürftige Kinder aus den Slums und Waisenhäusern von Katatura in der Nähe zu Windhoek. Von der Hauptstadt aus ratterten wir schliesslich mit dem Bus 9 Stunden bis nach Rundu, wo wir uns eine kurze Familyauszeit in einem Camp direkt am Kavango-Fluss gönnten, bevor wir mit voller Motivation bei „Mudiro“ durchstarten würden und jetzt sind wir tatsächlich da! Herzlich, offen und familiär fühlte sich die Begrüssung im Andara-Camp an. Uns wurde alles zur Verfügung gestellt, was man für ein einfaches, aber feines Leben braucht. Während der ersten Führung durch das Catholic Hospital wurde mir jede Station mit all ihren Patienten gezeigt. Doch nicht nur das, während eines abenteuerlichen Junglewalks wurden wir zu einem paradiesischen Badeplatz geführt – für unsere Kinder das Highlight jedes Tages. 

Als Geburtsbegleiterin und Nothilfeinstruktorin erhalte ich spannende Einblicke ins Geburtswesen von Andara und kann im Gebärsaal, sowie auf der Wochenbettstation meine Inputs einfließen lassen. Ich erlebte die Mütter hier als sehr kooperativ und offen – sei es während der Geburt oder auch in der Zeit danach. Schmerzlindernde Massagen, Anregungen zu neuen Gebärpositionen oder Hilfestellungen beim Stillen beispielweise – meine Erfahrungen und Tipps werden dankend mit grossem Wissensdurst angenommen und sogleich umgesetzt. Den Begriff „Doula“ kannte hier bisher noch niemand, doch mich erfreut es sehr, wie der sich auf den Geburtsverlauf positiv auswirkende Effekt, der emotionalen Unterstützung von Gebärenden, nun auch von den Hebammen erkannt und befürwortet wird. So höre ich die eine, in intensiven Wehen liegende Frau noch immer aufrichtig zu mir flüstern: „Thank you sister, thank you, thank you!“, während ich ihrem Schmerz im Rücken entgegendrückte. 

Positiv überrascht war ich ausserdem über die drei Inkubatoren im Neo-Zimmer. Kommen hier doch erstaunlich viele Babies mit Startschwirigkeiten zur Welt. Frühgeborene Zwillinge, ein Neugeborenes mit Herzfehler oder ein gestresstes Baby nach Notkaiserschnitt – die Inkubatoren waren zum Teil voll besetzt. 

Als Fotografin begleitete ich die Mudiro-Ärzte und Physiotherapeuten während ihrer Arbeit. Anders als ich es von der Schweiz mit ihren zahlreichen Spezialisten gewohnt bin, deckt ein Arzt hier ein sehr breites Feld verschiedenster Diagnosen ab – vom Kind mit Klumpfuss über HIV-Patient bis hin zum Krokodilbiss. Mein Respekt dafür, was hier geleistet wird.

Ebenfalls sehr beindruckend empfand ich die einfühlsamen Worte von Doctor Pierre Jordaan während einer grossen Visite, wobei er motivierend appellierte, die Patienten respektvoll zu behandeln, sie zu informieren, ihnen Zeit für Entscheidungen zu geben, ihre Würde und Privatsphäre zu wahren, sie so zu behandeln und zu pflegen, wie wir es uns selbst wünschen würden, sollte einer von uns jemals hier liegen müssen. Er zeigte auf das sauber bezogene Bett der Krebspatientin und lobte dies „perfect nurse“, weil das Wohlbefinden jedes Patienten essentiell sei – sind es doch solche „Kleinigkeiten“, die einen wesentlichen Unterschied machen. 

Die Mutter im neu eingerichteten Physioraum, welche quasi zeitgleich wie ihre 1 jährige Tochter (wieder) laufen lernt; die berührende Geschichte einer schwer krebskranken Mama und ihr Leuchten in den Augen, als sie ihr 10 Monate altes Töchterchen wieder sieht oder eine psychotische Mutter, welche sich an die Brust fasst und nach unserem tiefgründigen Gespräch aufgeweckt strahlt: „Genau! Es gibt ja zwei Sachen, worauf man hören kann! Nämlich den Kopf UND das HERZ!“, diese Begegnungen und noch viele, viele mehr, werden mir wohl für immer in Erinnerung bleiben.

Kein Schicksal in Andara lässt mich unberührt – genau so, wie auch für Mudiro jedes Leben zählt.

Von Herzen ein riesen Danke an dich, liebe Barbara und an das ganze Mudiro-Team, für all diese wertvollen Erfahrungen, die ich zusammen mit meiner Familie hier sammeln darf und für alles was ihr den Menschen im grünen Norden Namibias ermöglicht.

~ Céline & Familie, Volunteers