Erfahrungsbericht Catherine Erb

Erfahrungsbericht Catherine Erb - MPA

Aufenthalt bei Mudiro im November 2024

Nach meinem fünfwöchigen Einsatz bei Mudiro vor sechs Jahren war ich voller Vorfreude und Neugier darauf, was mich bei meinem erneuten Aufenthalt erwarten würde.

Das herzliche Wiedersehen mit Barbara und die Ankunft im Containerdorf fühlten sich wie ein Heimkommen an. Dort wurde ich von Innocentia (die ich bereits kannte), Franziska, Maria (bei deren Namen ich mir unsicher bin) und Hermann freundlich begrüßt. Die Veränderungen in der Umgebung des «Dörflis» haben mich positiv überrascht: Ein wunderschöner Garten mit liebevoll gepflegten Gemüsebeeten und einer gemütlichen Campfire-Arena, angelegt von Hermann, schafft eine einladende und wohltuende Atmosphäre. Auch die Hunde von Barbara und Hermann, die Gänse- und Entenschar sowie die beiden Katzen Caramel und Tom trugen zu dieser angenehmen Stimmung bei.

Im Andara Hospital war das Wiedersehen mit Hebamme, Sister Emmy und leitende Schwester, Sister Elsa besonders herzlich. Wie gewohnt begann die Arbeitswoche am Montag mit einer kleinen Andacht, begleitet von wichtigen Informationen für die Mitarbeitenden. Der berührende Gesang einiger Spitalmitarbeiterinnen verlieh dem Moment eine feierliche Würde.

Bei einem Rundgang durch das Spital fiel mir auf, dass alles insgesamt ordentlicher und strukturierter wirkte als noch 2018. Besonders positiv bemerkbar waren die gut organisierten und beschrifteten Medikamente in den Apotheken der verschiedenen Stationen. Diese Verbesserungen sind für die Pflegekräfte eine große Erleichterung und wohl dem Einsatz von Mudiro zu verdanken.

Während mein Aufenthalt vor sechs Jahren stark medizinisch ausgerichtet war – mit Schulungen im Andara Hospital, der Einführung in Lungenfunktionsmessungen inklusive Interpretation, EKG-Schulungen, der Kontrolle von Notfallkoffern und der Abfüllung von Medikamenten in der Apotheke – war ich dieses Mal ohne festen Auftrag vor Ort und unterstützte flexibel, wo Hilfe gebraucht wurde.

In der ersten Woche verschaffte ich mir einen Überblick über die Bestände im Spendencontainer. Ich sortierte, ordnete und beschriftete große Mengen an Verbands- und Nahtmaterialien, Handschuhen, Masken, Laborbedarf, chirurgischen Instrumenten, Brillen, Blutdruck- und Blutzuckermessgeräten, Kleidern und vielem mehr. Dank dieser Struktur wird es künftig möglich sein, rasch und unkompliziert Nachschub für Kliniken und bedürftige Menschen zusammenzustellen.

In der zweiten Woche besuchten wir nach vorheriger Anmeldung verschiedene Kliniken im Outreach. Dort führte ich Sehtests und Blutdruckmessungen durch. Mit der Unterstützung der mitgereisten ÜbersetzerInnen (Nurses aus dem Nyangana Hospital oder Health Workers der jeweiligen Kliniken) und Hermann konnte ich meine Arbeitsecke entweder in einem kleinen Raum oder unter freiem Himmel einrichten.

In den abgelegenen Regionen war ich oft auf Übersetzungen angewiesen, da kaum jemand Englisch spricht. Beeindruckend war jedoch die große Solidarät unter den Patienten: Die Jüngeren halfen den Älteren beim Verständnis und der Kommunikation. Die Freude der zahlreich erschienenen Menschen über eine passende Lesebrille war riesig. Plötzlich konnten sie wieder Texte lesen, was nicht nur alltägliche Arbeiten erleichtert, sondern auch die Lebensqualität insgesamt verbessert.

Besonders erstaunt war ich über das allgemein sehr schlechte Sehvermögen – sowohl im Nah- als auch im Fernbereich – bei fast allen angetroffenen Menschen. Leider fehlen den meisten die finanziellen Mittel, um nach Rundu oder Windhoek zu reisen und sich dort eine Brille anpassen zu lassen. Umso schöner ist es, dass Mudiro dank zahlreicher Spenden so vielen Menschen zumindest im Nahbereich unkompliziert zu besserem Sehen verhelfen kann.

Zusätzlich konnte ich viele gesponserte Blutdruck-Selbstmessgeräte an Patienten verteilen und sie in deren korrekte Nutzung einweisen. Ich ermutigte sie, ihre Werte zu protokollieren, um diese bei der nächsten Visite in den Kliniken mitzubringen und gegebenenfalls notwendige Anpassungen der Medikation zu besprechen. Ob dies langfristig gelingt, bleibt allerdings abzuwarten.

Die Begegnungen im Andara Hospital und insbesondere in den Outreach-Kliniken waren auch diesmal tief beeindruckend und eine große Bereicherung für mich.

November 2024 – Catherine Erb, MPA