Hilfe, die bleibt im Land der Kontraste
Die spektakulärsten Sonnenuntergänge, die unterschiedlichsten atemberaubenden Landschaften, die fantastischste Artenvielfalt, die grösste Weite, die nettesten Menschen, das schönste Kinderlachen, die grösste Freiheit, all das ist Namibia. Aber auch die grösste Korruption, die grössten Ungerechtigkeiten, die grösste Armut, der grösste Hunger und der grösste Durst, das mangelnste Bildungswesen, auch das ist Namibia. Ein Land der Kontraste, wie ich erfahren sollte.
Bei meiner Ankunft in Rundu im Norden Namibias kam ein blauer Land Rover Defender mit einer riesigen Staubwolke im Gepäck um die Ecke geheizt, die Tür flog auf, eine fröhliche, energische, blonde Frau stieg aus. So lernte ich Barbara kennen und schätzen. Immer voller Energie, Ideen und Tatendrang, ohne die Mudiro sicher nie so weit gekommen wäre. Genau das, was es braucht, um den Menschen wieder Hoffnung zu geben, neue Perspektiven zu bieten und Veränderungen anzustossen. In meiner ersten Woche im Andara District Catholic Hospital konnte ich das Spital etwas kennen lernen, war bei den Rapporten dabei, half bei den Visiten und am Nachmittag mit den ambulanten Patienten. Schon zu Beginn fiel auf, dass sich unglaublich viele Mütter mit ihren Babys und Kleinkindern vorstellten, Mütter, die ihre Kinder kaum ernähren bzw. ihnen Kleidung bieten konnten.
Kinder mit Durchfällen und Hauterkrankungen aufgrund mangelnder Hygiene und schmutzigem Wasser, vor allem aber auch Kinder mit Mangelernährung. Aber auch die erwachsenen Patienten waren teilweise mangelernährt, vom Alkoholismus gezeichnet und die ärmlichen Verhältnisse, aus denen sie stammten waren nicht zu übersehen. Nichts desto trotz beeindruckten mich die 3 dortigen Ärzte mit ihrer grossen Verantwortung und dem dazu nötigen breiten Wissen. ALLGEMEINMEDIZIN wird hier beim Wort genommen. Von der Spinalanästhesie, über den Kaiserschnitt, der Neugeborenenversorgung, der Versorgung von Jung und Alt, Mann und Frau, bis hin zu Innere Medizin, Kleinchirurgie, Infektiologie, Orthopädie, Gynäkologie und allem was die Medizin zu bieten hat, all das muss fachgerecht versorgt und behandelt werden. Eine Mammutaufgabe. Ich konnte meinen Beitrag mit einer dreitägigen Weiterbildung in der Notfallmedizin leisten, zu der sich einige Ärzte aus dem ganzen Land bzw. aus verschiedenen Ländern angemeldet hatten. Wir hatten eine tolle Zeit, haben viel zusammen gelernt und gelacht und uns ausgetauscht. Die Weiterbildung wurde sehr gut angenommen und die Teilnehmer waren sehr dankbar über eine der wenigen Möglichkeit sich fortzubilden, um den alltäglichen Anforderungen im Spital gerecht zu werden.
Zusätzlich eindrücklich war die Arbeit im Busch. Schon die Fahrt dorthin abenteuerlich, auf einer Sandpiste, immer wieder Hindernisse im Weg, stundenlang auf ungewisser Fahrt in eine andere Welt. Allein der Andrang der Menschen, egal an welchem Ort wir waren, zeigte, wie dringend notwendig die medizinische Hilfe hier ist. Gut, dass die Mobile Clinic schon in den Startlöchern steht, um auch in den schlecht zu erreichenden, fast vergessenen Gebieten Hilfe zu leisten.
Aber auch die Aufklärung bezüglich Hygieneartikel für Mädchen und Frauen, Frühschwangerschaften und Verhütung stellte sich als unglaublich wichtig heraus. Durch Marlis, einer lieben Hebamme ebenfalls aus der Schweiz, konnten zahlreiche Schulungen diesbezüglich stattfinden, was sehr gut angenommen wurde und sicherlich einen grossen Beitrag zur Hilfe, die bleibt, geleistet hat.
Insgesamt bin ich beeindruckt von all dem, was Barbara mit Mudiro alles leistet, mit welcher Power und Vehemenz die kleinen und grossen Probleme angegangen werden. Es ist sicher keine leichte Aufgabe die Balance zu halten und allem/allen gerecht zu werden, vielen Dank, dass ich Teil von Mudiro sein durfte.
~ Karolina Büchel